Mittwoch, 11. Dezember 2013

 
 
KAPITEL 10
 
IM HOF. TAG

Renka läuft, den Blick auf ihr Handy gerichtet, Aska zwei Schritte hinterher, drückt auf die Wiederholungstaste ihres Handys. "Ich rufe zurück, oder auch nicht". Aska macht wütend eine Handbewegung, als ob sie das Handy in den Schnee schmeißen wollte. Plötzlich ein Geräusch, ein Rascheln, ein Klirren. Die Mädels erstarren, schauen rüber. In der Mülltonne, bis zu den Oberschenkeln - HELMUT (60), der Hausbesitzer. Er stampft den Müll zusammen. Neben der Mülltonne, in einem Rollstuhl- FRAU HOLLE (80), seine Mutter, warm eingepackt, eine Decke auf dem Schoss.

ASKA

(flüstert zu Renka)

Schau Renka, er stampft den Müll zusammen, wie ein Rumpelstilzchen.

Renka muss wiederwillig kichern. Helmut hört das Kichern, springt erstaunt fit aus der Mülltonne, versperrt ihnen den Weg.

HELMUT

(zu Aska)

Guten Tag. Welchen Monat haben wir denn?

RENKA

(lächelt lieb, zu Frau Holle)

Guten Tag Frau Holle. Wie geht es Ihrer Mieze?

Frau Holle bewegt sich nicht, antwortet nicht, starrt die Außenfassade an.

ASKA

(zu Helmut)

He?

HELMUT

Ich helfe Ihnen - Dezember, Ende des Monats um genau zu sein. Und wann haben Sie das letzte Mal das Wasser bezahlt?

ASKA

Weiß nicht. Müsste in den Unterlagen nachschauen.

RENKA

(ernst zu Helmut)

Ich glaube Ihrer Frau Mutter geht´s nicht gut.

HELMUT

(zu Renka)

Ach was!

(zu Aska)

Im Juli das letzte Mal! Das kann ich beweisen!

Renka beugt sich über Frau Holle, schaut aufmerksam in ihr Gesicht, plötzlich beunruhigt mit erhobener Stimme.

RENKA

Aber diese Flecken, das kann ein Herzinfarkt sein!

Renka lauscht nach dem Atem von Frau Holle, fühlt den Puls. Helmut stellt sich dazwischen.

HELMUT

Frau Muschynska

(ein Grinsen)

ASKA

Was grinsen Sie so, das kommt von Fliege!BZZZ.... einem Insekt!  Und ausserdem - sie ist Arzt!

RENKA

(verschämt)

Nein, noch nicht, aber ich werde.

HELMUT

(kopfschüttelnd, angenervt, winkt ab, zu der Mutter)

Hey Mutti, hast du den Hitler gesehen?

Frau Holle schaut zu Helmut. Sie starrt sein Gesicht an, als würde sie da was sehen und neu erleben. Die Augen von Frau Holle, mit Katarakta vernebelt, blitzen plötzlich, und aus ihren Lungen kommt inbrünstig, und voller Bewunderung, ein berauschtes tiefes Flüstern.

FRAU HOLLE

Ja.

HELMUT

(zu Renka)

Sehen Sie? Ihr geht´s bestens!

(zu Aska)

Und Sie, Sie... Es wird Zeit den Hahn zuzudrehen!

Aska geht los. Renka hält Aska am Unterarm und schickt ihr einen drohenden Blick.

RENKA

(zu Helmut)

Hören Sie, da muss es sich um ein Irrtum handeln.

HELMUT

Irrtum? Von wegen. Und die Mieter beschweren sich, dass sie in der Wohnung reden und gehen...

ASKA

(verdreht die Augen)
Und atmen.

HELMUT

Und das ist laut und... und...überhaupt zu emotionell!

ASKA

Ja, ja, ich wünsche Ihnen auch einen schönen Tag!

Aska packt Renka am Ärmel und zieht Renka von Helmut weg, Richtung Treppenhaus.

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