Montag, 24. Februar 2014

KAPITEL 33


IM KLAMOTTENLADEN. TAG

Renka drängt zu einem Ständer mit der Silvestergarderobe, es ist ein Riesengedränge, allem Anschein nach, haben alle Frauen in Berlin beschlossen auf den letzten Drücker ihre Silvester-Kleider zu kaufen. Plötzlich vibriert etwas in Renkas Manteltasche. Renka holt ihr Handy raus und schaut auf das Display, es ist eine SMS. Renka starrt ungläubig das Handy an - plötzlich erhellt sich ihr Gesicht vor Freude, sie küsst das Handy, schaut zur Decke.

RENKA

( murmelt leise, man kann nur daraus verstehen)

....polnischer Papst.... danke...

Plötzlich hält Renka inne und schaut durch das Schaufenster zu Aska.



KLAMOTTENLADEN/STRASSE. TAG

POV Renka: Aska, steht verloren mitten auf dem Gehweg. Passanten schubsen sie ab und zu. Es schneit. Aska klopft konzentriert auf ihre Stirn.

RENKA

(flüstert zu sich)

So ein Kuhmist.

POV Renka: Aska gibt sich einen Ruck und kommt in den Klamottenladen ein.



KLAMOTTENLADEN. TAG

Aska kommt rein, Renka geht auf sie zu.

RENKA

Hör zu, wenn du nicht willst, musst du nicht. Das war ungerecht und vor allem selbstsüchtig von mir. Du weißt doch selber, jede Psycho-Tante in einer schicken Charlottenburger Praxis würde es so bezeichnen.

ASKA

(mit Elan)

Nein Renka, ich bin keine Vertrags-Brecherin. Und außerdem habe ich mich gerade nicht umsonst gründlich abgeklopft und bin absolut bereit für die Umkleide.

RENKA

(enttäuscht, die Worte in die Länge ziehend)

Na gut.

(dirigierend)

Also, Marsch in die Schlange zu den Kabinen und ich suche für uns Beide die Outfits aus.

Freitag, 21. Februar 2014

KAPITEL 32


VOR DEM KLAMOTTENLADEN. TAG


Aska lehnt mit dem Rücken an einem Baum, hält krampfhaft das Lenkrad ihres Fahrrads fest.


ASKA


Ich will nicht! Hans bemerkt meine Klamotten sowieso nicht. Sogar, als ich Strapse angezogen habe, starrte er weiter auf die Glotze.


Renka versucht mit Gewalt Askas Hände von dem Lenkrad zu lösen


RENKA


(vor Anstrengung schnaufend)


Wir kleiden uns doch für uns, damit wir uns fühlen wie hochwertige Frauen und nicht für die Kerle! Und außerdem Aska, wie du dich heute angezogen hast, so siehst du das ganze Jahr aus, denk daran.


Aska lässt das Lenkrad los, Renka mit dem Lenkrad in der Hand, kämpft um das Gleichgewicht. Aska, die Augen geschlossen, klopft auf ihre Stirn, auf das Kinn mit dem Finger, schnell, fieberhaft. Renka schaut irritiert.


RENKA


Oh je, wieder so ein Abrakadabra.


ASKA


(murmelt)


Kein Abrakadabra, die neue Klopfakupressur.


RENKA


Klopf was? Du solltest dich vielleicht klopfen, aber in die Mitte deines Kopfes.


Renka zeigt Aska einen Vogel. Aska flüstert, wie ein Mantra.


ASKA


Er wird kommen, er wird kommen, er wird kommen und wenn er nicht kommt...


Aska öffnet plötzlich die Augen und richtet den Zeigefinger auf Renka


ASKA


Du wirst da sein, weil du es versprochen hast.

Montag, 17. Februar 2014


KAPITEL 31

STRASSE. TAG

Aska lächelt schelmisch, winkt Ahmed zu. POV Aska: Ahmed winkt zurück, marschiert leichten Fußes mit dem Propeller die Straße runter.



KU´DAMM NAHE ZOO- BAHNHOF. TAG

Aska schiebt ihr Fahrrad neben Renka.

ASKA

Wieso warst du so hässlich zu diesem Ahmed, nicht er dich, sondern du hast ihn überfahren. Und überhaupt - was hast du gegen ihn?

RENKA

Was soll ich mit diesem Taliban? Zugegeben, er hatte schöne Augen, aber ansonsten eignet er sich nicht.

ASKA

(ahmt nach)

Eignet sich nicht, eignet sich nicht... Renka das ist nur Augenseiferei und Vorwand! Den hast du schon ganz toll gefunden! Der war voll süß, der hätte dich garantiert zu Silvester eingeladen, nicht wie dieser aufgeblasene... Tfu!

Aska spuckt auf den Boden

RENKA

Verschmutze nicht mit deinen organischen Flüssigkeiten die öffentliche Straße.

Aska spuckt noch mal.

ASKA

Die guten Männer, die dich wollen, willst du nicht, und wie eine Fliege zur verdorbenen Milch fliegst du auf die Männer, die nichts wert und emotionelle Analphabeten sind und dich nicht wollen.

RENKA

Hat ein Topf einem Kessel vorgeworfen - Aska du machst doch genau dasselbe und hör sofort auf mit dieser Hinterhof-Psycho-Analyse.

Dienstag, 11. Februar 2014

KAPITEL 30

STRASSE. VOR DEM HAUS. TAG

Aska steigt auf ihr Fahrrad.
 
ASKA
(schnauft)
Na dann los!
 
Aska rast lost.
 
RENKA
Warte!
 
Renka gibt Gas, fährt Aska hinterher.


STRASSE. ETWAS WEITER. TAG
 
Aska radelt schneller und schneller, sie fährt über eine rote Ampel. Renka ihr hinterher, sie weicht einigen Passanten aus, landet auf dem Gehweg.


GEHWEG. VORM STRASSEN -ÜBERGANG FÜR PASSANTEN. TAG


Renka fährt auf einen Mann AHMED (32) rauf, der brav an einer Ampel steht. Ahmed liegt auf dem Gehweg, neben ihm ein 1,5 Meter großer Propeller, Renka liegt auf dem Mann, Renkas Fahrrad auf ihr. Ahmed hat ein Gesicht mit einem braunen Teint, einen schwarzen Vollbart und schwarze Augen. Die Blicke von Renka und ihm treffen sich, er schaut in Renkas blaue Augen und lächelt bemüht. Aska steht ratlos daneben. 
 
RENKA
(stammelt)
´tschuldigung
(zu Aska)
Wieso stehst du rum, und guckst wie ein Ochse auf das Scheunentor? Hilf mir! Nimm das Rad von mir runter.
 
AHMED
Wieso diese Eile? Es ist eine süße Last.
Aska nimmt das Rad von Renka runter, und Renka rappelt sich hoch. Ahmed steht sportlich auf und begutachtet seinen Propeller.
 
RENKA
Ist Ihnen was passiert?
 
AHMED
(zeigt auf den Propeller)
Uns geht es gut. Ich heiße Ahmed und du?
 
RENKA
Hmm, das tut nichts zur Sache.
 
Renka hebt das Rad vom Boden, das Lenkrad ist verbogen.
 
AHMED
Ich kann es reparieren, hier um die Ecke in der Werkstatt.
 
Renka greift zu dem Lenkrad und richtet selber das Lenkrad gerade. Ahmed pfeift voller Bewunderung, streichelt nachdenklich sein Bart.
 
AHMED
Hey würdest du mit jemandem, wie mir ausgehen?
 
RENKA
Was?
 
AHMED
Ich hätte da eine Einladung für dich, in ein Haus am See mit Kamin, heute Abend würde man dich abholen, wenn du willst, sogar mit einem Flugzeug.
 
Renka wirft einen Blick auf Ahmeds Klamotten: Die zerfetzte Jacke, und die Jeans, die sich noch an die 80-er Jahre erinnern, lächelt spöttisch:
 
RENKA
(herausfordernd)
Um was zu machen?
 
AHMED
Da würde jemand sein, der sehr nett und charmant ist. Er würde dich mit Hähnchen mit Nüssen füttern und von oben nach unten küssen.
 
RENKA
(murmelt leise)
Spinner.
 
Renka hebt das Fahrrad und geht weiter, das Rad schiebend. Ahmed schultert den Propeller und steht lächelnd am Straßenrand, schaut Renka nach und schmatzt entzückt mit der Zunge. Aska ist in zwei Sprüngen bei ihm.
 
ASKA
(flüstert)
Sie heißt Renka... Sie mag dich. - das kann ich genau sehen. Wir sind heute bei dem russischen Silvester in der Turmstraße, in Moabit.

Samstag, 8. Februar 2014

KAPITEL 29


ASKAS WOHNUNG. RENKAS ZIMMER. TAG



Renka am Schreibtisch, vor ihr ein offenes Medizin-Lehrbuch, in ihrer Hand das Handy, sie schreibt eine SMS- "Lieber Christoph, ich wollte nur nachfragen, was machen wir heute" - zischt unzufrieden, löscht sie, fängt neu an. "Hi Chris, wie läuft´s , ne wilde Party heut abend" - Renka verdreht die Augen, löscht. - "Hey du emotionaler Krüppel, es ist 15 Uhr und ich weiß immer noch nicht- . Aska platzt in das Zimmer. Renka legt sofort das Handy auf den Tisch. Aska greift zu dem Handy, liest:

ASKA

Du emotionaler Krüppel. Wow! Das ist gut! Abschicken?

RENKA

Gib her! Nein, nein, nicht!

Aska hält das Handy hoch.

ASKA

Du wartest immer noch auf ihn! Und was ist mit mir? Du hast versprochen, dass du heute abend mitkommst!

Renka greift zu dem Handy, reißt es aus Askas Hand, prüft, die SMS wurde nicht verschickt, Renka atmet durch, löscht die Nachricht. Stille.

ASKA

Hey Renka!

Stille.

ASKA

Hey, was ist?

RENKA

Siehst du manchmal sage ich auch nichts!

ASKA

Da habe ich immer Angst, dass etwas kaputt ist.

Renka lächelt.

RENKA

Und?

ASKA

Alles gut. Er war nicht da.

RENKA

Was? ... Na ja, das war wohl klar. Der ist doof wie Tabak in einer Zuckerdose. Und... und weiter !

ASKA

Ich war in der Muschi. (freudig) Er kommt zu der Party, hats mir geschworen. Und wenn er heute Abend nicht kommt, verlasse ich ihn.

RENKA

Wechsele endlich die alte Platte.

ASKA

Ich schwöre, ich verlass ihn.

RENKA

Du hast schon mindestens fünfzig Mal versucht ihn zu verlassen.

ASKA

Dies mal mache ich das aber, das ist so sicher wie Mauer und Beton! Aber du kommst nun zu 100 Prozent mit, denn am Silvester alleine da zu stehen - das werde ich nicht überstehen!

RENKA

Ja ich komme mit, habe ich doch schon gesagt und hör endlich auf mit dieser blöden Party. Was ist mit dem Hartz!?

Aska sucht in ihrer Tasche, findet nicht, sucht in den Manteltaschen, holt einen etwas zerknitterten Umschlag. Renka ergreift ihn, kräuselt die Nase.

ASKA

(stolz)

Meine Wieder-Einglederung-Vereinbarung.

RENKA

Ich rieche den Schweiß von Beamten, die straffende Hand der Gerechtigkeit.

Renka hält das Schreiben weit von sich weg. Mit ausgestreckten Händen - das Schreiben auf Distanz - macht sie den Umschlag auf, liest schnell. Plötzlich lächelt sie.

RENKA

Nee, das glaube ich nicht, du hast es geschafft.Du hast die echt auf den Löffel genommen. Her mit der Pfote!

Renka schüttelt Askas Hand überschwenglich.

ASKA

(verwirrt)

Auf den Löffel? Aber ich hab doch nur die reine Wahrheit gesagt!... Außer der Pisse, das fand ich doch zu krass.

RENKA

(lacht)

Gut gemacht! Und jetzt komm. Abmarsch! In die Klamottenläden! Sonst kaufen die anderen alles auf, wie Piranhas, wie Heuschrecken.



ASKA

Muss das sein? So ne Umkleide ist für mich purer Stress. Da entwickele ich Urängste. Ich seh sowieso in allem schlecht aus, weil diese Klamotten heutzutage nur für die 16-Jährigen Mädchen genäht werden, die dünn wie Heringe sind und kein Gramm Bauch-, oder Hüftspeckt haben, wie jede normale Frau. Renka hab doch Mitleid.

RENKA

Wenn du dich an unsere Abmachung nicht hältst, komme ich nicht mit zu deiner Russen-Disco! Soll ich in Druckbuchstaben mit dir reden?

Donnerstag, 6. Februar 2014


KAPITEL 28

MUSCHI. TAG

Hans sitzt hinter der Theke, trinkt Bier aus einer Flasche, die er hinterm Tresen versteckt hält. In den Laden rauscht Aska, bleibt in der Tür stehen, fächelt mit den Händen, hustet von dem Zigarettenqualm. Sie erblickt Hans geht auf ihn los.

ASKA

Du hast es versprochen!

Aska rüttelt an Hans, schlägt mit den Fäusten gegen seine Brust. Hans hält ihre Handgelenke fest.

ASKA

Ich war da so alleine!

Sie lässt Hans los, flennt. Hans nimmt Askas Gesicht zärtlich in beide Hände und küsst sie auf den Mund, Aska verstummt, entspannt.

HANS

Entschuldige mein Liebchen, es ging nicht. Bitte weine nicht, schon gut, alles ist gut.

Hans wiegt Aska, wie ein Kind. Aska schmiegt sich an seine Brust.

HANS

Und? Hast du dein Hartz bekommen?

Aska schaut prüfend in Hans Gesicht, nickt.

HANS

(sichtbar erleichtert)

Na dann ist doch alles bestens!

Aska löst sich aus seiner Umarmung, schaut Hans ernst direkt in die Augen. Hans wird´s unwohl bei diesem Blick, er schaut sich um, setzt sich hin.

ASKA

Hans, also wenn dir ein bisschen was an mir liegt, kommst du heute Abend zu der Silvester-Party. Und wenn du nicht kommst, dann schwöre ich, ich verlasse dich.

Hans springt auf.

HANS

Aber klar doch, mein Liebchen, natürlich.

ASKA

Schwöre es, ich will es hören.

HANS

Eh, ...ich schwöre.

Hans greift nach Aska, will sie umarmen, Aska weicht aus, geht zur Tür, an der Tür bleibt sie stehen, dreht sich zu Hans, schaut ihn wortlos, prüfend an. Hans winkt Aska unsicher zu. Aska dreht sich wortlos von ihm weg. Die Tür schließt hinter Aska. Hans setzt sich schwer hin, seufzt.

HANS

Oh, Mann.

Er schaut sich um, greift zu einer Flasche Bier. Macht sie am Thekenrand auf. Der Deckel springt, fällt auf den Boden. Hans in heftigen Schlucken, trinkt die Flasche aus.

Montag, 3. Februar 2014

KAPITEL 27


JOBCENTER. BÜRO. TAG


Aska sitzt hinter dem Schreibtisch. Ihr gegenüber hinter dem Computerbildschirm halb versteckt eine BEAMTIN (35), müde, Ringe unter den Augen.

BEAMTIN

Ihr Schreiben?

Aska reicht das zerknüllte, gelbliche Bescheid.

BEAMTIN

Was ist denn hier passiert?

ASKA

Na..., die Wuschwususe ist hinterlistig und hat zu viel gefressen und mir das Papier verschleppt und vollgekotzt - und dann dazu noch versteckt. Und deswegen konnte ich es nicht finden...

Die Beamtin lässt sofort das Blatt fallen.

BEAMTIN

Und wer ist die Wuschwususe?

ASKA

Na die blöde Katze von Frau Holle. Wir kümmern uns manchmal um sie.

Die Beamtin kämpft mit dem Lachen, schluckt, wird ernst, gibt etwas in den Computer ein, liest von dem Bildschirm ab.

BEAMTIN

Also, Frau Reichenberger, Sie haben schon zahlreiche Studiengängen angefangen und nichts zu Ende studiert, was war haben wir hier alles? Japanologie, Chemie und....

Die Beamtin scrollt nach unten.

ASKA

Medienwissenschaften.

BEAMTIN

Und als letztes haben Sie

(liest)

in einem Leichenhaus gearbeitet.

ASKA

Ja, das war ganz gut. Ich war da so was wie ein Visagist, nur die Kunden waren viel ruhiger und immer mit dem Ergebnis zufrieden, aber dann gab´s die Stellenkürzung...

BEAMTIN

(kämpft mit dem Lachen)

Ich verstehe.

ASKA

Ich verspreche, ich finde schon einen Job, das ist nur eine Übergangsphase, bis ich die Bude aufgeräumt habe. Ich hab schon Regale gekauft - , ich werde sie mit Hans- das ist mein Freund- aufbauen. Wenn er endlich aus der Gott-verdammtem Muschi raus-gekrochen kommt und...

Die Beamtin prustet los, ein Lachanfall, sie kann nicht mehr aufhören. Aska sitzt gegenüber, perplex, schaut die Beamtin an, als ob sie verrückt wäre.