Montag, 26. Mai 2014

KAPITEL 52




EINE FABRIKETAGE. RUSSISCHE SILVESTER-PARTY. NACHT

Fete volle Pulle. Bauchige Roma-Männer blasen in die Trompeten, Wodka sprudelt aus den Springbrunnen, alle tanzen, wie auf einer türkischen Hochzeit. In der Ecke ein Kakerlaken-Rennen. Laute Rufe.

STIMME EINES MANNES

(russischer Akzent)

Das Rennen gewinnt der Kakerlake Wania! Und als Hauptgewinn dieses Ölgemälde!

Aska steht in der Ecke des Raumes tippt angestrengt etwas in ihr Handy, schaut sich verzweifelt um. Sie wählt Hans´ Nummer, sein Anrufbeantworter springt an.

HANS ANRUFBEANTWORTER

Hier Hans. Rufe zurück, oder auch nicht.

Aska geht mit energischen Schritten zu dem Wodka-Brunnen und gießt sich einen Plastikbecher voll.

EINE FRAU (30)kommt auf Aska zu.

FRAU

Hey Aska, du siehst klasse aus, na, und wo steckt dein Hans? (flüstert) Hat er, na du weißt schon...

Aska zuckt die Achseln, weicht aus, geht weiter. Sie trinkt auf Ex, jemand schubst sie, ein JUNGER MANN (25) in einem Matrosenhemd.

JUNGER MANN

Na Aska coole Party, und Hans? Ist er auch da? (zwinkert Aska zu) Darf man gratulieren?

ASKA

(zischt giftig)

Susi, du alte Petze, uh...., ich ermorde dich.

Aska geht in die Ecke, hockt sich hin, und legt sich das Tuch über ihr Gesicht. Plötzlich klopft jemand auf ihre Knie. Aska nimmt das Tuch vom Kopf runter.

ASKA

Nein, Hans ist nicht da! Lass mich in Ruhe.

Aber da ist niemand. Doch sie sieht eine Frau, die sich durch die Menschenmenge müht, in einer Fellmütze und Gummistiefeln. Aska schnellt hoch, die Frau ist in dem Gedränge verschwunden. Plötzlich tippt jemand Aska an die Schulter, Aska fährt rum, es ist Renka.

ASKA

Renka, hast du sie gesehen?

Renka schaut verwirrt.

RENKA

He?

ASKA

Na, die Frau, mit Fellmütze und Gummistiefeln.

Renka schüttelt den Kopf.

RENKA

Welche Frau in Mütze? Es geht um Hans! Hans ist da!

Renka zeigt mit dem Zeigefinger in die Menschenmenge. Aska schaut hin. Hans taumelt, stützt sich an der Wand ab, um nicht abzustürzen, eine Wodkaflasche in der freien Hand. Er geht auf Aska zu.

HANS

(lallt)

Hallo Liebchen! .... Wollen wir rausgehen? Mir ist irgendwie übel.

Hans stützt sich mit seinem 2 -Meter langen Körper auf Aska - sie schubst ihn angewidert weg, er verliert das Gleichgewicht und landet auf dem Boden. Aska schaut hilfesuchend zu Renka. Renka schüttelt traurig den Kopf. Aska nickt ernst, sie hockt sich neben Hans.

ASKA

(leise)

Du bist besoffen und zugedröhnt. Wahrscheinlich schnallst du nicht mal, was ich dir jetzt sage. Geh von mir weg, und komm nie wieder. Du siehst ja selber.... es wird nichts aus uns.

Aska erhebt sich, stellt sich zu Renka.

RENKA

Das war´s?

In Askas Augen sammeln sich Tränen.

ASKA

(nickt)

Jetzt ist´s vorbei.

Renka nimmt Aska an der Hand und zieht sie weg, auf die Tanzfläche.

Mittwoch, 21. Mai 2014


KAPITEL 51

STRASSE. ABEND


Aska und Renka, glücklich und lachend, polnische Soldaten-Lieder singend, fahren mit den Fahrrädern über den Gehweg, nebeneinander, sich an den Händen haltend, schnell und noch schneller, und natürlich über alle roten Ampeln. Plötzlich erklingt eine Polizeisirene.

RENKA

Aska, die Bullen! Schnell, wir hauen ab! In die Seitenstraße!


SEITENSTRASSE. ABEND


Der Polizeiwagen holt die Mädels ein und versperrt ihnen den Weg.

ASKA

Scheiße!

RENKA

Ja genau, Scheiße...

ASKA

(das Wort in die Länge ziehend)

Scheeeeiiiissse.

RENKA

Scheiße? Genau! Nur Scheiße kann uns jetzt retten! Aska spiele mit, und sag kein Wort, es wird alles gut gehen.

Renka presst ihre Knie zusammen und setzt eine jämmerliche Miene auf. Ein POLIZIST (28) und eine POLITESSE (35) steigen aus dem Polizeiwagen.

POLITESSE

Die Ausweise, bitte.

Renka und Aska kramen in den Taschen. Renka gibt ihren Ausweis als Erste, Aska gleich danach.

POLIZIST

Schon betrunken? Bis Mitternacht bleibt wohl noch etwas Zeit.

RENKA

(den Blick auf den Gehweg gerichtet, Beine zusammengepresst)

Tut mir leid, ich..., ich muss mal.

POLIZIST

Wie bitte?

RENKA

Ich habe Durchfall, Mann. Wir haben uns beeilt zum Klo in unserem Haus.

Der Polizist kann sich das Lächeln nicht verkneifen. Die Politesse schaut Renka mit Mitleid an.

POLIZIST

Und wieso sind sie nicht in ein Restaurant gegangen?

POLITESSE

(zu dem Polizist)

Sag mal, Reiner, geht´s noch? Eine Frau, mit so was, in ein Restaurant?

Die Politesse gibt den Mädels schnell die Papiere zurück.

POLITESSE

(cd) Fahren Sie schnell und erledigen Sie das erfolgreich, und viel Spaß, eh,...das bedeutet viel Glück!

Die Mädchen steigen auf die Fahrräder und radeln schnell los.

Samstag, 10. Mai 2014

KAPITEL 50



ASKAS WOHNUNG. WOHNZIMMER. ABEND


Renka sitzt auf dem Sofa, die Arme verschränkt, wartet. Die Tür zu Askas Zimmer geht auf. Renka fällt der Kiefer runter. Aska steht in der Tür. Das Kleid kaschiert die Speckröllchen auf dem Bauch, ein Schal aus der Schleife, unterstützt Askas prächtige Oberweite.


RENKA

Das ist ein anderes Kleid! Wo ist die Schleife?


Aska zeigt auf das Halstuch


ASKA

Hier...


Renka springt vom Sofa auf.

RENKA

Aska... Du siehst bombastisch aus!


Plötzlich klingelt es an der Tür. Aska schaut zu Renka, Renka schaut zu Aska.


RENKA

Das ist bestimmt der Christoph, er will sich entschuldigen. Ich mache nicht auf.


ASKA

Na, es ist Hans, mit Sicherheit, er will mich abholen um zu der Party zu gehen.


Plötzlich sprinten die Mädels los, rennen um die Wette, verlieren dabei die Schuhe, schubsen sich. Um eine Haarbreite ist Aska, als erste an der Tür. Sie öffnet sie. Plötzlich ihre Gesichtszüge sacken zusammen. In der Tür steht Askas Mutter.


ASKA

Mama? Was willst du denn hier?

Die Mutter schaut Aska verdutzt an.


MUTTER

Wie siehst du denn aus?


ASKA

Sag nicht´ s, ich will es nicht hören.


MUTTER

Aber meine Tochter, du siehst... irgendwie... elegant aus.


ASKA

Wirklich?



Die Mutter nickt, dann, als würde sie überlegen, schaut sich um, sucht nach Worten.

Aska und Renka schauen die Mutter fragend an.



MUTTER

Mein Kaffe, Ich habe meinen Kaffee nicht ausgetrunken.



Die Mutter marschiert in die Küche. Die Mädels schauen ihr verwundert hinterher.



Sie kippt den Kaffee, lächelt.



Die beiden schauen sie erwartungsvoll an.



MUTTER

Danke. Guter Kaffee. Bisschen kalt.



Sie marschiert wieder zur Haustür.

Kurz vor der Tür bleibt sie stehen. Dreht sich zu den Mädels.



MUTTER

Alles Gute Euch, und Dir auch mein Kind, (betont beiläufig, zu Aska) Ach - weisst du, wie du dich auch entscheidest - du wirst garantiert richtig entscheiden. Ich... ich glaube an dich.



Aska starrt ihre Mutter mit grossen Augen an.



Askas Mutter küsst Aska auf beide Wangen, will wieder raus, da fällt ihr was ein.



MUTTER

Vergesst nicht die Unterhosen!



Die Mädels grinsen, ziehen die Röcke hoch – beide tragen die rote Unterhose. Askas Unterhose ist mit Tacker-Klammern enger getackert – sitzt ebenso perfekt wie Renkas. Die Mädels grinsen, heben gleichzeitig ihre Kleider – Aska hat ihr Höschen an den Seiten mit einem Tacker enger getackert, so dass es perfekt sitzt.



Die Mutter nickt anerkennend, schließt endgültig die Tür hinter sich.



Stille. Die Mädels lassen ihre Kleider wieder runter.



RENKA

War sie jetzt hier um zu sehen ob wir die Höschen noch anhaben? Oder um den alten Kaffee auszutrinken?



ASKA

Nee, wegen Selbstbild - wie dieser Tag so das ganze Jahr. Sie hat Schiss gekriegt als Mutter-Arschloch ins neue Jahr zu gehen…

Montag, 5. Mai 2014

KAPITEL 49

ASKAS WOHNUNG. ASKAS ZIMMER. ABEND

Aska sitzt auf dem Bett, Renka setzt sich zu ihr.

RENKA
Was hast du? Du wolltest doch unbedingt hin.

Aska dreht sich von Renka weg.

ASKA
Sage ich nicht. Du lachst mich aus, dass es zu hören ist von hier bis zum Kosmos.

RENKA
Tue ich nicht. Versprochen.

ASKA
Du und deine Versprechen, die sind wie Kanarienvögel auf einem Hochhausdach.

RENKA
Wenn ich lache kannst du mich bis Ende meines Lebens ein Kretin nennen.

ASKA
Ein Kretin?... OK... Die Susi hatte einen Traum, dass Hans mir heute einen Heiratsantrag macht,..eh... das bedeutet nicht Hans sondern ein weißer Mann, aber im Grunde genommen Hans, ach... man muss es einfach verkehrt lesen.

Aska lehnt sich und holt von unterm dem Kopfkissen das Traumbuch heraus, hält es Renka hin.

ASKA
Seite 27.

Renka blättert, liest.

ASKA
Und das wichtigste - diese Olga, die war auch da!

RENKA
Wer?

ASKA
Na die Kakerlake, ach egal....Eh, er kommt sowieso nicht, in der Muschi geht´s ihm bestens.

RENKA
(liest im Traumbuch)
Aber Aska, da musst du hingehen! Das musst du herausfinden, und dich überzeugen. Also, ich wäre hingegangen. Weil was wenn - doch? Das wirst du dir nie verzeihen. Du musst die Sicherheit haben.

ASKA
Meinst du?

Renka schaut sich suchend in dem Zimmer um.

RENKA
Wo ist das Kleid?

ASKA
(gequält)
Muss das sein?

RENKA
Willst du in Pyjama deinen Heiratsantrag empfangen?


Freitag, 2. Mai 2014

KAPITEL 48

WOHNZIMMER. ABEND

Aska wirft die Jacke ab, sie landet auf dem Boden. Darunter der Pyjama.

ASKA
Renka, du alte Schleimerin. Im Sinne des Christianismus? Gott segne Sie?

Aska setzt sich auf´s Sofa, Renka neben ihr.

RENKA
Religionsunterricht und zahlreiche Kirchengänge. Es sieht aus als ob die kleine Philippinerin geschafft hat ihn zu bekehren. Und du Aska, weißt du was, du kannst echt mit den Menschen, wenn du gerade dazu Lust hast. Du könntest so was, wie ein Berater werden, in lebenswichtigen Fragen....

ASKA
Lebenswichtig wäre, wenn Helmut uns die Wasser-Schulden erlassen würde, wenn er schon so kirchlich-katholisch ist.

Hinter der Wand erklingt Disco Musik. Renka steht auf, schaut sich in dem Spiegel.

RENKA
Und was jetzt?

Aska zuckt die Schultern.

RENKA
Lass uns zu der Party gehen! Zu dieser deiner Russen- Disco.
Aska schüttelt traurig den Kopf, schleppt sich in ihr Zimmer.