Dienstag, 15. Januar 2013

Heute die letzte Folge aus unserer II Staffel, wo wir über das Verhältnis von Wirtschaft, Hauswirtschaft, Einstein und Freundschaft sprechen.

Dazu noch mal der Hinweis:

Am 18.01. 2013 um 20:10 auf Deutschlandradio läuft unser Feature über Hochwasser in Polen!
Es lohnt sich reinzuhören!



   UNSER KUCKUCK

RENKA:  Weil das war so:
ASKA:  Renka, abgerackert wie der Dorfhund und erhitzt wie der Wasserkessel vor Wut, nach diesem ihren Job – der nur zum Geldverdienen da ist, und sonst zu gar nichts -
RENKA:  wo der mir schon durch die Ohren rauskommt
ASKA:  schleppt sich ins Haus, und die Pfoten schleifen ihr auf dem Boden.
RENKA:  Und Aska, in diese ihre rosa Decke gewickelt, sitzt vor diesem ebay und das in dieser Spielzeugabteilung, als wäre sie, normal, eineinhalb.
ASKA:  Renka, komm her, aber schnell, und guck, ich bestell uns grad eine fliegende Kuh, dass sie uns durch unsere psychodelische Küche saust. Aber Renka platzt schwer auf das Bett, nicht mal die Schuhe zieht sie aus.
RENKA:  Aska, du bist wohl noch in der Kita, und denkst, das Geld kommt raus aus der Wand. Wann hat dein Konto das letzte Mal Kasse gesehen, wenigstens einen mageren Cent? Du denkst wohl, du gibst nichts aus, wenn das Geld ist aus Plastik oder digital.
ASKA:  Weil Renka sagt, ich bin eine Solipsistin, was ich nicht sehe, das gibt es nicht.
RENKA:  Und überhaupt, Aska, worauf sitzt du da? Was versteckst du da vor mir? Ich rieche den Schweiß von Beamten, die strafende Hand der Staatsgewalt. Zeig mal, das ist doch wieder eine Rechnung, eine Mahnung, ich sehe die Schrift von dem Amt. Und Aska,
ASKA:  mit der Miene wie ein geschlagener Hund,
RENKA:  zieht von unter ihrem Arsch,
ASKA:  einen besudelten Umschlag. 
RENKA:  Das sind doch garantiert deine post-edukativen Schulden, einer von diesen deinen drei Krediten, los, mach das auf!
ASKA:  Du Renka, du mach mir keine Angst, weil wenn ich Angst haben will, guck ich einen Horrorfilm.
RENKA:  Und Aska glotzt auf den Umschlag, als wäre es eine Briefbombe oder radioaktiver Müll aus Tschernobyl.
ASKA:  Du Renka, nimm das weit weg von mir und leg es auf das silberne Tablett unter den Barock-Spiegel, damit es sich nicht verliert, wenn ich mich dran gewöhnt hab, öffne ich das.
RENKA:  Aska, guck endlich der Realität in ihr aufgedunsenes Gesicht! Das ist doch ein hyper-offizieller Brief. Und wenn du nicht zahlst, schicken die uns den Kuckuck ins Haus!
ASKA:  Du Renka, gleich explodiere ich von innen. Selber nur „und“ und „aber“ verstehst du doch von diesem ihrem Steuerbrief.
RENKA:  Und Aska fliegt durchs Internet als hätte sie eine dritte Hand, und bestellt
ASKA:  eine Trockenhaube und eine Kabeltrommel gleich dazu,
RENKA:  weil Askas Fön hat sich verloren,
ASKA:  und seit fünf Jahren schon niemand ihn gesichtet hat.
RENKA: Aber irgendwie juckt sie Aska doch, diese amtliche Schrift, und man sieht, wie sie denkt, normal, wie die Synapsen ihr im Gehirn glühen, und eine neue Idee in ihrem Kopf sich gebiert.
ASKA:  Komm wir schreiben, wie damals an die Polizei, wo ich über das rote Licht gefahren bin, dass ich so Durchfall hatte, dass ich mich beeilt hab zu diesem Klo in unserem Haus. Und damit hängen wir sie ab.
RENKA:  Du Aska, mit dieser Nummer kommst du nicht mehr durch. Solche Nudeln um die Ohren kannst du wickeln der Polizei, aber nicht diesem ihren Amt.
ASKA:  Dann nehme ich einen Spaten, wir graben ein Loch im Hof, richten aus ein Begräbnis und begraben diesen Brief. Ich mach das auch mit grosser Facon, mit allen Schikanen, auf top-katholisch, extra für dich.
Aber Renkas Augenlid zittert,
RENKA:  weil wenn ich mich nerve habe ich so ein Tick.
ASKA:  Und Renka schmiert zum Kühlschrank, weil sie ist doch so dünn, dass auf Stress sie essen muss, macht die Tür auf, und dort:
RENKA:  Leere, nur Licht. Ein Stück verreckter Käse und Butter, aber nicht zum Brot – sondern Askas Body-Creme, damit sie länger bleibt wie ein Babyarsch glatt.
Soll ich uns jetzt Suppe kochen aus deiner fliegenden Kuh aus dem Plastik-Land? Oder sollen wir in der Badewanne alte Brötchen aufweichen und essen den ganzen Monat lang?
ASKA:  Und Renka nervt sich, aber wie, auf maximal.
RENKA:  Hör zu, die Schutzzeit für Esel ist vorbei: es gibt doch Arbeitskraftmangel in diesem deutschen Land, in einem Büro gleich stellst du dich ein, da gibt es viele bunte Klebezettel, in rosa, gelb, und sogar leuchtend grün, die die du so magst, und wenn wer anruft kannst du erotisch ins Telefon säuseln
ASKA:   „Hallo“.
RENKA:  Dann kommt kein Kuckuck mehr ins Haus, und du kannst alles kaufen, das ganze Ebayland!
RENKA:  Aber Aska weiß Bescheid:
ASKA:  Ich kenne dieses ihr Spiel, da spiele ich nicht mit, du schuftest 40h die Woche, und leisten kannst du dir ein Brötchen mit Senf, und damit du dir zu dem Brötchen ein Würstchen kaufen kannst, muss dir dazuzahlen dieses ihre soziale Amt. Und Renka zerhackts,
RENKA:  weil, da ist doch was dran.
ASKA:  Und Renka will sich einrollen und schlafen wie ein Bär unter dem nächsten Baum.  Und Aska liest in Renkas Gesicht, was in ihm steht mit Druckbuchstaben: KRISE. Auf einmal klopft es an die Tür,  aber wie, als würde jemand in die Trommel schlagen. Und auf Renka fällt die blasse Angst.
RENKA:  Aska, das ist garantiert der nächste Brief von dieser ihrer Gerechtigkeit. Und Aska rennt in ihr Schmuddelbett und brüllt:
ASKA:  Renka, mach nicht auf, das ist der Kuckuck, er kommt uns ins Haus. Aber Renka will nicht leben
RENKA:  an so einem Gesellschaftsrand,
ASKA:  und macht, mit geschlossenen Augen, die Tür auf.
RENKA:  Und dort – ein unschädlicher Postmann, bringt die fliegende Kuh aus diesem Askas liebsten-ebay-Land. Und Aska rauscht aus ihrem Zimmer
ASKA:  und schon fliegt eine Kuh durch unsere psychodelische Küche,
RENKA:  normal, ein Schwergewicht auf Flügeln, als wäre es eine Taube oder ein Storch.
ASKA:  Und Renka glotzt und auf einmal sperrt sie den Mund auf,
RENKA:  weil ich hab eine Idee, aber was für eine!
ASKA:  als wäre Renka persönlich dieser Einstein.

RENKA:  Aska, ab sofort werden wir schreiben: wie dieser Reich-Reinicki-Papst, über dieses mein Leben hier mit dir, ein Lied, ein Gedicht, ein Roman und ein Hörspiel obendrauf. In allen Formaten, jpg, doc, tiff, und sogar rtv, auf Papier und digital. Weil, Aska, wenn eine Kuh fliegen kann, dann aus so einer laufenden Katastrophe wie dir kann ich doch schlagen dieses Kapital!
ASKA: Weil Renka die hat ein Schäden, einfach extraorbital, und ohne Renka wäre ich verloren wie ein Kind im Nebel.
RENKA: Und ich, Aska, ohne dich, wie eine Polin in diesem deutschen Land.

Freitag, 4. Januar 2013

DAS ENDE DER WELT


In zwei Wochen ist es so weit!


Am 18. Januar 2013, um 20:10 Uhr, hat unser neues Feature Premiere, beim Deutschlandfunk!


Und es geht um nichts geringeres als um ... das Ende der Welt!


Die Oderflut in PolenEine Rekonstruktion

 Von Renata Borowczak und Johanna Rubinroth 

Regie: Wolfgang Rindfleisch

DLF 2013


Glucholazy trifft es zuerst. Am 6. Juli 1997 treten nach starken Regenfällen in Ostsudeten und in Südschlesien Oder und Neiße über die Ufer und überfluten die Kleinstadt. Der Premierminister ruft Hochwasseralarm aus. Eine Tragödie entwickelt sich, in der die junge Reporterin Anna ihre berufliche Chance sieht. Sie berichtet von vorderster Wasserfront, niemand wird ihr fortan mehr niedliche Geschichten aus dem Nachbarkindergarten zumuten. 

Die Ereignisse überschwemmen auch sie buchstäblich; tagsüber steht sie zunehmend hilflos in wechselnden dramatischen Szenarien, nachts gibt sie sich Rechenschaft darüber, was dabei eigentlich mit ihr selbst passiert. 15 Jahre später ist sie bereit, darüber öffentlich nachzudenken. Eine Geschichte, die eine Reporterin auf der anderen Seite der Oder auch hätte schreiben können. Eine Geschichte so allgemeingültig europäisch wie spezifisch polnisch.