Mittwoch, 20. November 2013

KAPITEL ZWEI

STRASSE. CHARLOTTENBURG. AUSSEN. NACHT

Renka radelt schnell durch die leere Straße, lächelt, der Mantel weht im Wind, entblößt den weißen Kittel. Es sieht aus, als ob Renka Flügel hätte. Renka singt.

RENKA (auf polnisch): Hätte ich Flügelchen, wie eine Gans, wäre ich nur zu dir geflogen Wäre ich Sonne im Himmel, hätte ich nur für dich geschienen. 

Renka bremst abrupt, vor einem noblen charlottenburger hochbürgerlichen Haus. Aus einem Restaurant im Untergeschoss kommen schick angezogene, angetrunkene Gäste. Zwei MÄNNER taumeln auf Renka zu.

MANN 1: Eh Günther, hast du für mich eine süße, nette Krankenschwester bestellt? 

MANN 2: lacht, verbeugt sich vor Renka.

MANN 2: Hey, der hier (zeigt zu Mann 1) feiert den 50! 

Renka knöpft den Mantel schnell zu, drängt sich an den Männern vorbei, Richtung Hauseingang, sie klingelt, wartet.

MANN 1: Komm Kleine, trink mit uns auf meinen 50-ten!

RENKA (zu sich): Chris, komm schon...

Endlich erklingt ein Summen der Gegensprechanlage, Renka verschwindet im Haus.

MUSCHI. INNEN. NACHT

Aska bleibt mitten im Raum stehen, blinzelt, hustet. Es ist finster in dem Lokal, an den Wänden zahlreiche Tafeln mit der Aufschrift "Muschi" und aus Zeitungen ausgeschnittene Fotos nackter Schönheiten. Nur wenige Gäste sitzen in der Tiefe des Raumes in Wolken von Rauchqualm. Plötzlich hebt eine Kraft  Aska hoch. Es ist HANS (47). Hans hält Aska in der Taille und wie eine Mischung aus Hi-Man und King-Kong wirbelt er das Pummelchen- Aska, wie eine Feder herum. Hans ist 2 Meter groß, gut gebaut und schwarz. Seine Augen sind geschwollen, man sieht, dass er diese Nacht durchgemacht hat. Aska gluckst vergnügt, Hans gibt ihr einen Schmatz auf den Mund und stellt Aska vorsichtig auf den Boden. Askas Gesicht verfinstert sich.

ASKA: Ich warte schon die ganze Nacht auf dich! 

HANS: Aber Liebchen, du siehst...

ASKA: Du hast mir mal versprochen, dass du nur einen Joint im Monat rauchst und dich nur ein Mal die Woche betrinkst. Und jetzt?

HANS: Liebchen, ich muss doch verdienen!

ASKA: Oh Mann, das hat keine Logik! Du hast versprochen mit mir zum Baumarkt gehen! 

OLI (32) steht apathisch hinter der Theke, raucht.

OLI: Die haben doch noch nicht auf.

ASKA (zu Hans):  Du kommst sofort mit! (zu Oli) Und du hältst dich da raus! 

Oli schaut zu dem Ladenfenster.

OLI: Outsch! 

Plötzlich bückt sich Oli und verschwindet unter dem Tresen. Aska schaut zum Ladenfenster. Hinter dem Fenster steht eine FRAU (25) und hält ein weinendes Baby in das Fenster. Oli, gebeugt, wie ein angeschlagener Hund, nimmt einen letzten Schluck aus seiner Bierflasche und greift zu seiner Jacke. Im Vorbeigehen zu Hans:

OLI: Tschüss, (Blick zum Fenster) oh Mann. 

Hans streichelt leicht Askas Wange.

HANS: Siehst du Liebchen... ich tue es für Oli, weil Oli mit dieser Hexe doch so fest verheiratet ist. 

Hinter der Scheibe ein Streit, das Baby wird hin und her gereicht. Die Gäste haben sich vor dem Fenster gesammelt, schauen zu.

HANS: Oho, das ist ja gar nicht gut für das Geschäft. 

Hans läuft aus dem Laden, lässt Aska mitten in der Muschi stehen.

ASKA (schreit):  Es wäre besser du hättest einen Gemüsestand!


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