Dreck, Suff und Bazillen! Und Du hast auch mal bestimmt Deine Mitbewohner (- in ) umbringen wollen, wegen dem ganzen Dreck in der Küche oder im Bad!
UNSER DRECK
ASKA: Wenn wir um was streiten, dann nur um
eine Sache: um die Hygiene.
RENKA: Weil das ist so, dass es einfach normal
die menschliche Vorstellungskraft übersteigt, wie wir uns unterscheiden, wo es
um Sauberkeit geht.
ASKA: Weil Renka ist auf dem polnischen
Dorf groß geworden, und da hat sich ’n Huhn manchmal in das Zimmer verfangen,
und natürlich hat es auf den Teppich geschissen.
RENKA: Aber so n Dreck wie bei Aska in Berlin
hab ich, solange ich lebe, in der ganzen Welt nicht gesehen. Na und an diesem
Tag gehen wir spazieren, und diese Aska, was hat sie da wieder angezogen, diese
alte Hose von dem Schlafanzug, wo sie die ganze Nacht mit geschlafen hat, rosa
mit Herzen, mit den Löchern. Der Arsch sieht aus wie so `n Sieb.
ASKA: Und wir laufen so diesen Ku’damm entlang.
RENKA: Sie neben mir in diesem Hosenlump,
einfach Scham wie die Pest, und die nichts, lächelt dümmlich, und hat auch noch
gute Laune.
ASKA: Und wir gucken. Und da auf den
Plakaten, so großen, 2 auf 2 Meter oder was, Angela Merkel, so retouchiert,
dass sie aussieht, normal, so sauber, als ob sie grad aus der Waschmaschine
springt. Und dazu, mit einer ochsengrossen Schrift, steht da: DEN WOHLSTAND
ERHALTEN UND MEHREN. Also sagt Renka:
RENKA: Aska, guck du mal zu dieser Angela, guck
wie sauber die ist, wenn du die ganze Zeit wie so ne Schlampe gehst, gibt die
dir nie ’n Wahlrecht. Und wir kommen in unsere Bude, und dort, wie immer,
Dreck, Süff, der Boden grau-schwarz. Es gibt den Verdacht, dass er mal Blau war,
aber man kann irren. Spinnweben hängen wie Gardinen, Askas Klamotten überall,
dazwischen verschimmelte Kaffeetassen – man muss sich mit der Axt den Weg
freihacken.
ASKA: Und Renka mit Irre im Auge stellt
fest, sie will nicht mehr eine beschädigte Mitbürgerin sein, sondern eine
echte, mit Wahlrecht und allem, und fängt an zu putzen, eine Riesen-Säuberung,
normal, wie ihre Mutter vor Ostern. Den Lappen in der Hand verkündet sie:
RENKA: Aska, ich mache hier eine historische
Tat. Die Fenster und die Türen, die waren das letzte Mal gewaschen in den 30-er
Jahren, als Hitler an die Macht kam. Und Aska rennt in ihr Zimmer, holt das
Feng-Shui-Buch, damit sie auch etwas zu diesem gemeinsamen Putzen beitragen
kann.
ASKA: Und Renka schrubbt den Herd, bis sie Wunden
an den Händen kriegt. Der Schweiss rinnt ihr zum Arsch. Die Renka, die hat’s
wohl gefickt, weil sie den Herd wegschiebt, der hier steht seit sieben, zehn
Jahren. Und dann glotzt sie noch dabei, als hätte ich ihr die letzte billige
Zigarette aus Polen weggeraucht.
RENKA: Du, Aska, ist nicht meine Mission, deine
Putzfrau zu sein.
ASKA: Du, Renka, du bist wirklich irgendso
’n Wunder von Gott, weil das ist alles wahr, weil Feng Shui sagt auch: Dreck
verklebt die Energie. Und RENKA überflutet das Blut:
RENKA: Du Feng-Shui, guck, her, unter den Herd,
was wir hier züchten, diesen Amazonasdschungel, nix Feng-Shui. Ich wusste nicht,
dass noch etwas ausser dir in der Bude so lebend blüht. Das bewegt sich, es
stinkt, es sollte Miete zahlen.
ASKA: Und jetzt gibt es aber keine Zeit zum
Streiten, weil auf einmal sagt das Radio, dass diese Partei, normal, die von
den Skins, die rechte, hat Briefe geschickt, an ausländische Politiker, dass
sie sie abschieben wird. Die türkischen, polnischen, alle weg, ab nach Hause.
RENKA: Siehst du Aska, was hab ich gesagt, wenn
sie die abschieben können, dann uns auch.
ASKA: Und Renka, angepisst wie eine
Messerschmitt, rauscht aus der Küche, ab in das Wohnzimmer, haut sich auf die
Knie, und schrubbt, als hätt sie eins draufgekriegt, den Boden. Sie sieht aus
wie so ne Märtyrerin von Christus. Und plötzlich hält sie in den zwei Fingern
irgendso ’n amtliches Dokument. Freizügigkeitsbescheinigung.
RENKA: Von Aska die, mit gelben Katzenpipi voll!
Und Aska steht zufrieden inmitten des Zimmers, hat sich ’n Brot geschmiert mit
Tomate, und frisst und sagt:
ASKA: „Oh, das hab ich schon lange
gesucht.“
RENKA: Aska, wenn die hier aus dem Deutschland
das sehen, dass du auf ihre Dokumente pisst, kriegst du nie im Leben Hartz IV. Und
das Wahlrecht kannst du gleich vergessen. Aber Aska legt sich wieder, wie
immer, in ihr rosanes Puff-Zimmer, in ihr Bordell, auf den Berg ihrer dreckigen
Klamotten, zwei Meter hoch, macht den Computer an, weil sie ist doch abhängig,
und steckt dabei die Nase in ihre dreckigen Socken.
ASKA: Und Renka stopfts zu, wie sie die
Regale sieht, weil da:
RENKA: rosa Staub. Zwei Finger breit und fettig
wie Butter. Auf einmal Aska ins Geheul:
ASKA: Du, Renka, komm schnell. Renka kommt,
guckt, sieht:
RENKA: auf dem Display n rotes Plakat, von
dieser Partei von den Skins, und auf ihm eine riesige Aufschrift:
ASKA: POLEN-INVASION STOPPEN.
RENKA: Aska, ich rate dir gut, steh auf und
putz, sonst kannst du gleich, wenn sie uns abschieben, mit diesem rosa Staub
die Reisebrote schmieren.
ASKA: Und aus dem Ganzen Renka muss
pinkeln, damit sie nicht ein hysterischen Anfall kriegt, läuft ins Bad, und
dort:
RENKA: Meine Gläser! In
dem Wischeimer, in welchen ich gerade den Dreck aus dem schmutzigen Boden
gewrungen hab, Schüsseln und Teller, am Einweichen, saugen sich voll mit
Bazillen. Und Aska trottet hinter mir her und grinst stolz,
ASKA: und Renka brüllt:
RENKA: Du Aska, bete um gesunde Beine, weil für
den Verstand ist es zu spät. Und Aska sagt, mit einem Riesenlächeln auf dem
Gesicht, dass sie sich doch schon vorbereitet, und nächsten Mittwoch spült sie
es.
ASKA: Und Renka sinken die Pfoten:
RENKA: Du, Aska, du lieber sagst nichts mehr,
nimm die Alditüten mit dem stinkenden Müll und hop runter damit. Aber Aska haut
sich in den Stuhl, erstrahlt wie die Sonne und sagt:
ASKA: Aber warum denn? Das ist doch UNSER
Dreck, das ist doch das einzige Wohl das wir haben. Und Angela Merkel hat doch
auf dem Plakat stehen, dass wir den Wohlstand erhalten und mehren sollen.
RENKA und
ASKA: Und so hat Angela Merkel Renka
beigebracht, mit Askas Dreck zu leben.
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